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  • Der Seeadler
    auf dem
    U-Boot-Ehrenmal

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Herstellung des Seeadlers 1937/38

Mit dem Möltenorter U-Boot-Ehrenmal, heute die zentrale Gedenkstätte für alle auf See gebliebenen U-Boot-Fahrer Deutscher Marinen wurde am 12. Juni 1938 am Ostufer der Kieler Förde auch die kolossale Adlerfigur eingeweiht, die mit einer Spannweite von 4,55 und einer Höhe von 4,30 Metern auf dem überragenden, mehr als 15 Meter hohen Sandsteinpfeiler im Zentrum der Ehrenmalanlage zu stehen kam. Im Auftrag des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatte das plastische Modell zur Figur der Münchner Bildhauer Fritz Schmoll gen. Eisenwerth (1883-1963) in Originalgröße aus insgesamt 5,7 Tonnen Ton geformt. Dieses Tonmodell diente als direkte Vorlage bei der Ausführung der monumentalen Plastik, die in der Württermbergischen Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen als Eisenhohlguss mit aufgalvanisiertem Kupferüberzug vorgenommen wurde - ein in diesen Ausmaßen äußerst selten zur Anwendung gekommenes Gussverfahren, das der ebenfalls zur Debatte stehenden Bronzeausführung aus Kostengründen vorgezogen worden war.

Formal wurde bei der 1936 bis 1938 durchgeführten Neugestaltung des Möltenorter U-Boot-Ehrenmals mit dem adlerbekrönten Pfeiler unmittelbar an das zwischen 1926 und 1930 entstandene Vorgängerdenkmal angeknüpft, das gleichfalls aus einem hohen Pfeiler mit einem zum Fluge ansetzenden Adler (Höhe 4 m, Flügelspannweite 7 m) bestand und im Zuge der erweiternden Neufassung durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ersetzt wurde. Neben dem Figurenpfeiler, der als Programm vom ersten Mahnmal übernommen wurde, sah das neue Konzept auch zwei durch einen halbkreisförmigen Umgang miteinander verbundene Ehrenhallen vor, außerdem den von einer niedrigen Mauer umsäumten Platz zur Seeseite sowie die Wallbegrenzung nach< der Landseite.

Montage des Seeadlers 1938

Montage des Seeadlers 1938

Genau im Zentrum des achsensymmetrisch angelegten Denkmalareals kam der 15,2 Meter hohe Sandsteinpfeiler mit dem von Fritz Schmoll entworfenen Seeadler zu stehen. Abweichend vom Vorgänger hatte der Bildhauer den Adler als Raubvogel mit weit ausgebreiteten Schwingen und struppig gebildetem Gefieder in Szene gesetzt, womit die Figur als Symbol der U-Boot-Kameradschaften und zukünftiges Wahrzeichen des Ehrenmals in den Reihen der Auftraggeber auf breiten Zuspruch stieß. Unter handwerklich-künstlerischern Aspekt bedeutete die Realisierung des originalgroßen Adlermodells für den Münchner Bildhauer eine überaus große Herausforderung, was nicht zuletzt auch auf die beträchtliche Größe des anzufertigenden Modells zurückzuführen war. Vor der Erstellung der Tonfigur hatte Fritz Schmoll eingehende Studien betrieben, Gestalt und Flugverhalten von Seeadlern anhand von Abbildungen und angesichts lebender Exemplare untersucht. Anregen ließ sich der Bildhauer darüber hinaus durch bedeutende Kunstwerke, konkret durch den großen Bronzeadler des Bildhauers Hans Reichle (um 1570-1642), der 1606 auf dem Augsburger Siegelhaus des Elias Holl Aufstellung fand und sich heute im Hof des Maximiliansmuseum befindet.

Der neoklassizistisch- ägyptisierend stilisierten Auffassung eines Adlers, wie sie in nationalsozialistischer Zeit von den in diesem Genre führenden Bildhauern des Regimes vertreten wurde, entsprach Fritz Schmolls naturalistisch-expressive Darstellung des zum Fluge ansetzenden, zerzausten Seeadlers, in Anlehnung an die ältere Augsburger Bronzefigur, nur wenig. Gerade aber diese unkonventionell-barocke, von den meist geglätteten NS-Hoheitsadlern abweichende, raue und bewegte Form kam auch den Vorstellungen der Auftraggeber entgegen. Die von Fritz Schmoll im Verbund mit einem stützenden Eisengerüst modellierte Tonplastik wurde mit demontierten Flügeln aus dem Münchner Atelier in die Geisfinger Gießhütte gebracht, wo eine mehrteilige Negativform aus Gips abgenommen wurde, die, nach Überarbeitung durch den Bildhauer, in Eisen abgegossen wurde. Nach dem Guss wurden die Einzelteile über einer tragenden Innenkonstruktion aus Stahl miteinander verschweißt, woraufhin nachträglich auf diesen hohlen Eisengusskern eine etwa drei Millimeter starke Kupferoberfläche aufgalvanisiert wurde.

Um die 12,4 Tonnen schwere Eisenfigur nach Kiel zu transportieren, trennte man die beiden Flügel abermals ab und erst nachdem der Adlerrumpf seinen angestammten Platz auf dem Pfeiler des Ehrenmals eingenommen hatte, wurden diese dauerhaft verschweißt.

Der Seeadler aus dem Jahre 1938

Demomtage des Seeadlers

Nachdem schon nach wenigen Jahrzehnten immer wieder Restaurierungsmaßnahmen nötig geworden waren, erforderten die im Mai 2000 an der Denkmalfigur festgestellten Schäden ein umgehendes Handeln, in Folge dessen der heutige Bronze-Neuguss entstand, der am 12. Juli 2001 Aufstellung fand. Zunächst stand man jedoch vor der Frage, ob nicht doch die Originalfigur aus Eisen - ein überaus interessantes Dokument der Arbeitsweise der 1930erJahre - umfassend restauriert und wieder aufgestellt werden solle.

Dank der Stiftung einer U-Boot-Kommandanten-Witwe konnten letztendlich jedoch beide Varianten realisiert werden, nachdem auch ein neuer Aufstellungsort für den originalen Eisen-Adler gefunden worden war. So ist die originale Möltenorter Denkmalfigur heute im Militärhistorischen Museum in Dresden zu finden, wo neben der fachgerechten Unterbringung einschließlich restauratorischer Betreuung eine attraktive Präsentation im Rahmen der ständigen Ausstellung der U-Boot-Abteilung gewährleistet ist.

Zur Anfertigung der rund 280.000 Euro teuren Bronze-Kopie durch die Berliner Bildgießerei Noack wurde der Original-Adler am 27.11.2000 vom Pfeiler des Möltenorter Ehrenmals gehoben, die Flügel vom Adlerrumpf getrennt und per LKW nach Berlin transportiert, wo man einen vielteiligen Gipsabguss erstellte, ehe der Adler zur Restaurierung und endgültigen Aufstellung nach Dresden gebracht werden konnte.

In Berlin waren von dem in insgesamt 115 Teilstücken abgenommenen Negativmodell Silikon- und Gips-Formkästen für den Bronzeguss herzustellen; nach erfolgtem Guss mussten ebenso viele Bronzeteile (6 bis 8 mm stark) wieder miteinander verschweißt werden. Dauerhaft zusammengehalten wird der insgesamt 5,6 Tonnen schwere Adler durch eine unter seiner "Bronzehaut" verborgene Edelstahlkonstruktion, die bei der Installierung der Figur auf dem Pfeiler des Möltenorter Ehrenmals mit einer fixierenden Stahlplatte verbunden wurde.

Auf lange Sicht konnte durch den 2000/2001 erfolgten Austausch von Original und Kopie der 1936 für das Möltenorter Ehrenmal entworfene Adler als Wahrzeichen der Anlage an seinem angestammten Platz erhalten bleiben. Zugleich fand damit nach 65 Jahren auch noch der ursprüngliche Wunsch des entwerfenden Bildhauers Fritz Schmoll gen. Eisenwerth Berücksichtigung, der sich vom künstlerischen Standpunkt aus schon zur Entstehungszeit seines Tonmodells für einen Bronzeguss ausgesprochen hatte.

Bronzegießer H. Noack

Text: Dr. Barbara Küppers


WIR SAGEN DANKESCHÖN FÜR DIE GELEISTETE ARBEIT, FÜR DIE HILFSBEREITSCHAFT UND UNTERSTÜTZUNG BEIM PROJEKT SEEADLER U-BOOT-EHRENMAL MÖLTENORT

Nach dem der Seeadler - das Wahrzeichen des U-Boot-Ehrenmales in Möltenort und des Ostseebades Heikendorf - Möltenort- am 12. Juli 2001 seinen vertrauten Platz auf der 15,30 m hohen Wesersandsteinsäule so problemlos wieder eingenommen hat und der Vorsitzende des Stiftungsrates, Heinz Thois, eindrucksvoll über die sehr gelungene Feierstunde berichtet hat, ist es uns auch ein ganz besonderes Anliegen, allen beteiligten Firmen für die gute Zusammenarbeit und die hervorragenden handwerklichen, technischen und künstlerischen Arbeiten zu danken.

Der damalige Vorsitzende Rüdiger Liebetrau vor dem neuen Seeadler

Der Baudienst Kiel war für den sicheren Transport des Adlers von Berlin bis zum Marinearsenal Kiel und für die Übernahme des Adlers vom Schwimmkran "Hiev" der Marine und das Verbringen des ca. 5,6 Tonnen schweren Bronzeadlers (Gesamthöhe mit Sockel 4,50 m, Spannweite 4,80 m, bronzene "Haut" 6-8 mm stark) auf das Turmfundament verantwortlich. Trotz der widrigen Wetterverhältnisse mit stürmischen Winden haben die Männer eine Punktlandung hingelegt! Diese konnte nur gelingen, wenn die zuvor in das Turmfundament von der Firma Bode Bau präzise eingearbeiteten 16 Stehbolzen (Anker) in die Bohrungen der am Adler angeschweißten Fundamentplatte problemlos eingeführt werden konnten. Es musste also millimetergenau nach Schablone gearbeitet werden. Alles passte! Der von der Bildgießerei Noack in nur 7 Monaten aufwendig hergestellte Bronzenachguss des Seeadlers - in Größe und Detail ein Ebenbild des Adlers aus dem Jahre 1938 - blickt nun wieder eindrucksvoll hinaus auf die Kieler Förde. In ca. 5 bis 10 Jahren wird auch sein Gefieder wieder etwas grünlich schimmern. Dann wird sich durch Witterungseinflüsse eine natürliche Schutzschicht (Patina) auf der Oberfläche bilden. Sie wird nicht so intensiv wie bei seinem Vorgänger ausfallen, bestand die Oberfläche des Adlers aus dem Jahre 1938 doch aus reinern Kupfer und war 62 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt.

Mit den nachfolgenden Berichten der Bildgießerei Noack und der Firma Bode Bau möchten wir einen Einblick in interessante und vielschichtige künstlerische und handwerklichen Arbeiten vermitteln, die beim Betrachten des "vollendeten Werkes" nur schwer zu erahnen und nachvollziehbar sind.

Ein ganz besonderer Dank geht auch an das Marinearsenal Kiel für die großartige Hilfsbereitschaft, sei es bei der vorübergehenden "Beherbergung" des Seeadlers bis zu seiner abschließenden Fertigstellung oder für den perfekten Seetransport mit anschließender Übergabe an den Autokran des Baudienstes Kiel vor dem U-Boot-Ehrenmal Möltenort. Eine wirklich nicht leichte Aufgabe bei den geringen Wassertiefen vor dem U-Boot-Ehrenmal und stürmischen Böen! Herzlichen Dank auch an Kapitän und Mannschaft!

Ein Dankeschön auch an alle nicht genannten Beteiligten, die durch ihre Unterstützung und ihre Hilfsbereitschaft zum Gelingen des Gesamtvorhabens beigetragen haben.

Das bereits nach so kurzer Zeit ein neuer Bronzeadler die vorbeiziehenden Schiffe und vielen Besucher in Möltenort wieder grüßt, verdanken wir aber im besonderem Maße der großherzigen Schenkung von Frau Martha Begemann an die Stiftung U-Boot-Ehrenmal. Die Bronzetafel an der Außenwand der nördlichen Ehrenhalle soll dauerhaft an ihre spontane und einzigartige Hilfsbereitschaft erinnern. In seinem Grußwort am 12.07.2001 führt der Vorsitzende des Stiftungsrates, Heinz Thois, u.a. aus: "Ohne diese Spende hätte sich die Vollendung dieses Projektes weit schwieriger gestaltet und mit Sicherheit weiter verzögert. Sie, sehr geehrte Frau Begemann, haben es durch diese Spende ermöglicht und Ihnen ist es letztlich zu verdanken, dass wir schon heute, nur 7 Monate nach dem Abbau des alten Adlers, hier sind, um den neuen zu begrüßen und seine Montage mitzuerleben. Dafür gebührt Ihnen, geehrte Frau Begemann, unser ganz besonderer Dank."

Erinnerung an die Spenderin

Wir danken auch dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., dass er trotz schwieriger finanzieller Verhältnisse seinen Anteil für die nicht unerheblichen Nebenkosten (u.a. Baustraße, Gerüst, Turmkopffundament, Ab- und Antransport) übernommen hat.

Ein herzliches Dankeschön auch all denjenigen, die durch weitere Spenden zum Gelingen des Vorhabens beigetragen haben.

Heikendorf, im August 2001
Rüdiger Liebetrau, Vorsitzender

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